Dieter Kläy
Dieter Kläy

Arbeitsmarktfähigkeit stärken

09.12.2022

Anlässlich des neunten nationalen Spitzentreffens der Berufsbildung von Sozialpartnern, Bund und Kantonen mit dem Vorsteher des eidgenössischen Departementes für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), Bundesrat Guy Parmelin, unterstrich der sgv seine Forderungen nach einer Stärkung der Höheren Berufsbildung. Die berufliche Grund- und Weiterbildung via Fähigkeitszeugnis (EFZ) und Höhere Fachschule (HF) ist der Königsweg.

Fokus Höhere Berufsbildung

Am diesjährigen Spitzentreffen stand die Höhere Berufsbildung (HBB) im Fokus. Vertreterinnen und Vertreter von Sozialpartnern, Bund und Kantonen verabschiedeten ein Massnahmenpaket zur besseren Positionierung der Höheren Fachschulen (HF). Dieses umfasst unter anderem die Umsetzung eines Bezeichnungsschutzes der Institution «Höhere Fachschule», die Prüfung des Titels «Professional Bachelor» sowie eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Akteuren der höheren Berufsbildung und jenen der Hochschulen. Die HF als Teil der höheren Berufsbildung sollen weiterhin auch Berufsleuten ohne Maturität eine Höherqualifizierung auf Tertiärstufe ermöglichen. Die unmittelbare Orientierung der Abschlüsse an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts ist ein Markenzeichen der HF; das praxisorientierte Profil soll auch in Zukunft erhalten bleiben. Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Sichtbarkeit, Bekanntheit und Ansehen der Abschlüsse in Gesellschaft und Wirtschaft. Insgesamt geht es darum, die höhere Berufsbildung als Ganzes und ihre Stellung im gesamten Bildungssystem zu berücksichtigen. Der schweizerische Gewerbeverband sgv unterstützt diese Massnahmen und erwartet bei der weiteren Umsetzung ein höheres Mass an Verbindlichkeit und eine zeitnahe Umsetzung der verbundpartnerschaftlich konsolidierten Massnahmen zur Stärkung der HBB.

Berufsabschluss für Erwachsene

Zudem wurde ein Commitment verabschiedet, damit Erwachsene einfacher einen Berufsabschluss erlangen können. Erwachsene sollen möglichst einfach einen Berufsabschluss erlangen können und sich damit besser vor Arbeitslosigkeit schützen. Dafür sind die Rahmenbedingungen für die Anrechnung bisher erworbener Kompetenzen weiter zu verbessern. Am Grundmuster der Zuständigkeiten ändert sich nichts. Die Sozialpartner informieren und sensibilisieren. Die Trägerschaften der Berufsbildung definieren die Bildungsinhalte und formulieren Empfehlungen zur Anrechnung von Bildungsleistungen zuhanden der Kantone. Die Unternehmen können erwachsene Mitarbeitende auf unterschiedliche Arten beim Erwerb eines Berufsabschlusses unterstützen.

Potenzial für Vereinfachungen und Bürokratieabbau

Im Projekt «Optimierung von Prozessen und Anreizen in der Berufsbildung» wurde in den vergangenen Monaten der Berufsentwicklungsprozess durchleuchtet und eine Studie zur Finanzierung der überbetrieblichen Kurse in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Studie werden 2023 vorliegen. Für den sgv ist es zentral, die Finanzströme zu optimieren und für die Organisationen der Arbeit OdA bzw. die Berufsverbände Vereinfachungen in den Prozessen und Abläufen umzusetzen.

Berufsbildung 2030

Unter der Bezeichnung Berufsbildung 2030 wurde 2018 ein Reformprozess mit rund 30 Projekten angestossen. Sie alle streben an, Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu antizipieren und die Berufsbildung fit für die Zukunft zu machen. Stossrichtungen sind unter anderem die Ausrichtung der Berufsbildung auf das lebenslange Lernen, eine Flexibilisierung der Bildungsangebote, eine Stärkung der Information und Beratung über die gesamte Bildungs- und Berufslaufbahn, die Digitalisierung und neue Lerntechnologien und eine Reduktion der Regulierungsdichte und Bürokratieabbau. Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv geht es darum, die Projekte inhaltlich auf die Arbeitsmarktfähigkeit und die Bewältigung des Fachkräftemangels auszurichten und die duale Berufsbildung sowohl auf Stufe Grund- wie auch in der Weiterbildung konsequent zu stärken.

www.berufsbildung2030.ch

Dieter Kläy, Ressortleiter

 

Neuer EHB-Trendbericht «Spannungsfelder in der Berufsbildung international und in der Schweiz – Entwicklungen, Herausforderungen, Potenziale»

Europaweit absolviert in keinem anderen Land ein so hoher Anteil an Jugendlichen eine duale Berufsbildung wie in der Schweiz. Dieser Sonderweg ist angesichts des raschen Wandels von Arbeitsmarkt und Gesellschaft herausfordernd. Neue Kompetenzen sind gefragt. Forschende der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB plädieren im neuen Trendbericht dafür, die Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Allgemeinbildung zu optimieren und die Weiterbildungskompetenzen von Berufslernenden zu fördern.

ttps://www.ehb.swiss/sites/default/files/2022-11/Trendbericht_2022_DE.pdf