Falsche Anreize in der Berufslehre
10.05.2024
Unter dem reisserischen Titel «Ausbildung statt Ausbeutung» fordern die Jungsozialisten einen Mindestlohn von 1000.- im ersten Lehrjahr und 10 Wochen Ferien pro Jahr. Damit sollte die Berufslehre attraktiver gemacht werden. Solche Forderungen verkennen das Wesen der Berufsbildung. Bei der dualen Berufsbildung stehen die Ausbildung und die Vorbereitung für das Berufsleben im Fokus.
Die Berufslehre ist Garant für eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit. Lernende wollen Berufserfahrungen sammeln und Perspektiven für ihre weitere berufliche Entwicklung haben. Dafür investieren die Lehrbetriebe viel Geld, Wissen und Zeit. Die Einführung eines Mindestlohns würde die Kostenbelastung für Unternehmen nicht nur erheblich erhöhen, sondern wäre auch ein Eingriff in die Gestaltungshoheit der Branchen, die die Lehrlingslöhne selbständig und nach eigenen Kriterien festlegen. Die Branchenverbände geben Lohnempfehlungen ab.
Wenn die Regulierungsdichte fortlaufend zunimmt und auch noch Mindestlöhne bezahlt werden müssen, besteht die Gefahr, dass die Unternehmen weniger oder nicht mehr ausbilden. Dies ist weder im Interesse der Firmen noch der Auszubildenden und schon gar nicht der Gesellschaft.
Dieter Kläy, Ressortleiter Berufsbildung, Schweizerischer Gewerbeverband sgv