FDP will Lehrstellen erhalten
29.11.2016
Nächsten Montag steht im Kantonsrat eine Lehrstellendebatte bevor. Im Rahmen seines Sparpakets «Leistungsüberprüfung 16» stellt der Regierungsrat dem Kantonsrat den Antrag, die Lehrateliers für Bekleidungsgestalterinnen der Berufsfachschule Winterthur und die Lehrwerkstätte für Möbelschreiner an der Baugewerblichen Berufsschule Zürich zu schliessen. Die FDP hat einen anderen Ansatz. Sie will die Lehrstellen erhalten, die Verantwortung aber vom Kanton in die Obhut der Fachverbände geben und so eine langfristige Perspektive ermöglichen.
Der Kanton führt an zwei kantonalen Berufsfachschulen Lehrwerkstätten. An der Baugewerblichen Berufsschule Zürich (BBZ) werden in der «Lehrwerkstätte für Möbelschreiner» Schreinerinnen und Schreiner mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ), Fachrichtung Möbel/Innenausbau, ausgebildet. Die Ausbildung im «Lehratelier Berufsfachschule Winterthur» (BFS) schliesst mit dem EFZ im Beruf Bekleidungsgestalterin und -gestalter, Schwerpunkt Damenbekleidung, ab. Im Gegensatz zur dualen Berufslehre, im Rahmen derer die berufliche Praxis in einem Lehrbetrieb und in den überbetrieblichen Kursen sowie die allgemeine und berufskundliche Bildung an einer Berufsfachschule vermittelt werden, handelt es sich bei den beiden kantonalen Lehrwerkstätten um Vollzeitschulen, die auch die berufliche Praxis und die überbetrieblichen Kurse vermitteln.
Der Kanton will schliessen
Der Kanton stellt sich auf den Standpunkt, dass es seine Aufgabe sei, lediglich den Berufsfachschulunterricht zu gewährleisten. Die betriebliche Praxis dagegen sei von der Wirtschaft in den Lehrbetrieben zu vermitteln. Dies sei bei einer staatlichen Lehrwerkstätte nicht bzw. nicht im gleichen Mass der Fall, da die duale Lehre konkurrenziert und falsche Anreize gesetzt würden. Im Beruf Schreinerin und Schreiner EFZ, Fachrichtung Möbel/Innenausbau, bestehe ein ausreichendes Ausbildungsangebot. In der dualen Lehre könnten nicht alle offenen Lehrstellen besetzt werden. Zudem seien die kantonalen Lehrwerkstätten für den Kanton eine teure Ausbildungsform, was ebenfalls im Gegensatz zur dualen Berufslehre stehe, wo die betriebliche Ausbildung im Lehrbetrieb erfolgt. Da der Ausbildungsbedarf auch ohne die beiden kantonalen Lehrwerkstätten abgedeckt werden könne, seien diese Lehrwerkstätten aufzuheben, argumentiert die kantonale Bildungsdirektion.
FDP will Lehrstellen auf privatwirtschaftlicher Basis erhalten
Die FDP unterstützt grundsätzlich die Stossrichtung des Sparpakets und auch die Argumentation des Kantons betreffend Lehrwerkstätten, ist aber am Erhalt der Ausbildungsplätze für Bekleidungsgestalterinnen und Schreiner interessiert. Deshalb begrüsst die FDP die Initiative der beiden Trägerorganisationen – der Verein massgeschneidert für die Bekleidungsgestalterinnen und der Schreinermeisterverband Kanton Zürich – die Lehrwerkstätten auf privater Trägerschaft weiterzuführen. Dafür will die FDP den beiden Trägerorganisationen für eine seriöse Überprüfung genügend Zeit zugestehen mit dem Ziel, dass die neuen Trägerschaften auf privater Basis intakte Lehrwerkstätten übernehmen können. Die FDP war deshalb federführend am Vorschlag einer Verlängerung der Übergangsfrist. Statt wie vom Regierungsrat vorgeschlagen das Lehratelier der Berufsfachschule Winterthur auf Ende 2019 und die Schreinerlehrwerkstätte in Zürich auf Ende 2020 aufzuheben, soll beiden Lehrwerkstätten ein Jahr zusätzlich eingeräumt werden, zusammen mit ihren künftigen Trägerorganisationen eine Lösung anzustreben, die Lehrstellen auf privater Basis weiter zu betreiben.
Dieter Kläy, Kantonsrat (FDP), Winterthur