Dieter Kläy
Dieter Kläy

Gedanken zum Nationalfeiertag

03.08.2017

Der 1. August vor zwei Tagen bietet Gelegenheit, einige grundsätzliche Gedanken anzustellen. Als Nationalfeiertag hat er seine Wurzeln im späten 19. Jahrhundert und war erst noch umstritten. Die Idee stammt von den Bernern. Sie wollten 1891 das 700-jährige Bestehen ihrer Stadt feiern. Da kam die Verbindung mit einer 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft gerade recht. Dabei ist das Datum historisch nicht einmal belegt. Im Bundesbrief heisst es lediglich «im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August.» Das Erstaugustabzeichen (1923) und die Bundesfeierbriefmarke (1938) sind noch jünger. Bis 1960 gab es Bundesfeierkarten. Doch erst seit dem 1. Juli 1994 mit der Verordnung über den Bundesfeiertag ist der Schweizer Nationalfeiertag gesamtschweizerisch ein arbeitsfreier Tag, nachdem die Stimmbevölkerung am 26. September 1993 eine entsprechende Volksinitiative angenommen hatte.

Der Erste August und das im Zusammenhang stehende Bewusstsein sind damit etwas stetig Gewachsenes, wie unser Staatswesen insgesamt. Egal ob Winterthur, der Kanton Zürich oder die Eidgenossenschaft – unser Staatswesen verändert sich laufend. Immer wieder neue Menschen beteiligen sich am gewachsenen Projekt. Es gab dunkle Zeiten der Kriege und der Besetzung. Es gab Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs und Niedergangs und Phasen von Unsicherheiten und Ängsten. Heute dominieren Unsicherheiten und viele unbeantwortete Fragen. Wie geht es weiter mit der Zuwanderung und ihrer Beschränkung? Welche Entwicklung macht die Wirtschaft?

Was auch immer kommen wird, wissen wir nicht. Aber unsere Vorfahren haben zu ihrer Zeit die Herausforderungen immer wieder gepackt. Unser Staatswesen funktioniert, weil sich alle um die Gemeinschaft kümmern. Die einen in der Politik, im Staat und in den Vereinen, die anderen in der Familie und der Betreuung. Weil wir eine offene Gesellschaft sind und das auch bleiben wollen, wird es auch in Zukunft Herausforderungen geben. Wenn unsere Vorfahren die Probleme lösen und die Herausforderungen meistern konnten, müssen wir heute das auch tun und unseren Nachkommen das Signal aussenden, dass es sich lohnt, sich für die Gemeinschaft einzusetzen.

Denn es gilt Werte die Freiheit und den Gemeinsinn zu verteidigen. In kaum ei­nem anderen Land können wir uns so frei äussern und auch be­we­gen wie in der Schweiz. Damit das wei­ter­hin so bleibt, müssen wir alle den Re­spekt vor dem An­ders­den­ken­den be­hal­ten und die­sen auch reden las­sen. Diskriminierung und Rassismus haben keinen Platz. Das ehrenamtliche Engagement, z.B. in der Kinderbetreuung, der Altenpflege, der Jugendarbeit oder wo auch immer bildet die Basis des Gemeinsinns und ist ein wichtiger Pfeiler unserer Gesellschaft. Jetzt liegt es an uns dafür zu sorgen, dass sich Winterthur, der Kanton Zürich und die Schweiz aufgrund unserer gemeinsamen Werte weiterentwickeln können. Allen, die sich engagieren, sei viel Erfolg gewünscht.

Dieter Kläy, Kantonsrat FDP