Umsetzung erhält mehr Dynamik
06.12.2024
Am vergangenen Spitzentreffen der Sozialpartner mit Bundesrat Parmelin stand die Attraktivität der Berufsbildung im Zentrum der Debatte. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv fordert eine bessere Positionierung der höheren Berufsbildung. Jungen Berufsleuten sollen frühzeitig die ganzen Karrierewege und Möglichkeiten der dualen Berufsbildung aufgezeigt werden.
Heute ist die Berufsbildung in der Schweiz gut positioniert und national, aber auch international, wie der sgv jüngst am internationalen Kammertreffen in Berlin feststellen durfte, hoch angesehen. Doch die Arbeitswelt verändert sich. Damit die Arbeitsmarktfähigkeit und die Qualität der Ausbildung weiter gewährleistet sind, muss sich die Berufsbildung weiterentwickeln. Nicht zuletzt wegen des zunehmenden Fachkräftemangels muss die Attraktivität der gewerblichen Berufe langfristig sichergestellt werden. Zentrale Fragestellung ist, wie die Berufsentwicklung mit den raschen Veränderungen der Arbeitswelt Schritt halten kann und welche Massnahmen die Bereitschaft der Betriebe fördern, Ausbildungsplätze anzubieten und erfolgreich zu besetzen. Zudem geht es auch um die Frage, welche Rahmenbedingungen verbessert werden müssen, um den Zugang zur Berufsbildung für alle – für Leistungsstarke wie auch für Menschen mit besonderem Förderbedarf – zu gewährleisten und attraktiv zu halten.
Forderungen des sgv
Rund 70 % aller Berufslernenden werden in KMU ausgebildet. Das zeigt die grosse Bedeutung der KMU für die Berufsbildung. Die Berufsentwicklung muss in den Händen der Organisationen der Arbeitswelt OdA bleiben. Dies betrifft aber nicht nur die beruflichen Grundbildungen. Es geht auch darum, Unternehmerinnen und Unternehmer auszubilden. Als eines der wenigen Länder auf der Welt ermöglicht unser Berufsbildungssystem beste Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten nach der beruflichen Grundbildung mit zahlreichen anerkannten Abschlüssen einer Höheren Berufsbildung.
Schon 1994 forderte der Schweizerische Gewerbeverband sgv explizit die Anerkennung der Gleichwertigkeit und die Gleichbehandlung von beruflicher und akademischer Bildung. 2006 erreichte der sgv die Verankerung dieses Grundsatzes in der Bundesverfassung. Die Umsetzung verlief in den letzten Jahren harzig. Mit dem Massnahmenpaket zur Stärkung der höheren Berufsbildung, mit der Einführung eines Bezeichnungsrechts «Höhere Fachschule», mit der Einführung der Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master» für die Abschlüsse der höheren Berufsbildung und mit weiteren Punkten erhält die politische Umsetzung nun viel mehr Dynamik.
Aus Sicht des sgv ist das Hauptziel der Berufsbildung die Erlangung der Arbeitsmarktfähigkeit. Dies bedingt die Stärkung der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, die frühzeitig in der Volksschule zum Einsatz kommen muss. Der Karriereweg über die Höhere Berufsbildung bis zum Unternehmertum ist vermehrt aufzuzeigen, ebenso die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems. Die für die berufliche Aus- und Weiterbildung verantwortlichen Organisationen der Arbeitswelt OdA sind als gleichberechtigte Verbundpartner zu respektieren und in ihrer Arbeit zu stärken.
Potenzial im Berufsabschluss für Erwachsene
Im Zeichen des zunehmenden Fachkräftemangels war der Berufsabschluss für Erwachsene erneut wichtiges Thema am Spitzentreffen. Über 300’000 Personen in der Schweiz haben im Alter von 25 und älter noch keinen regulären Abschluss. Immerhin erwerben rund 11'000 Erwachsene im Alter von 25 Jahren oder mehr jährlich einen Abschluss. Diese Zahl ist erhöhungswürdig. Die Sozialpartner, darunter der sgv bestätigten das Commitment von 2022, sich hier noch stärker engagieren zu wollen. Für den sgv bedeutet dies noch stärker auf die Thematik zu sensibilisieren. Die Arbeitgeber haben den Berufsabschluss für Erwachsene an einer OdA-Konferenz 2024 thematisiert. Sie, darunter der sgv, fordern die Branchenverbände zu regelmässiger Kommunikation betreffend Berufsabschluss für Erwachsene auf. Die branchenspezifische Umsetzung und die damit verbundenen Bedingungen sind Angelegenheit der einzelnen Organisationen der Arbeit.
Dieter Kläy, Ressortleiter