Warum etwas reparieren, was heute gut funktioniert?
21.10.2014
«Je unsicherer die wirtschaftlichen Zeiten, desto wichtiger sind die Goldreserven.» So wurden die Befürworter der «Rettet unser Schweizer Gold» kürzlich im Landboten zitiert. Aus historischer Sicht galt Gold in der Geldpolitik vieler Länder zwar tatsächlich als Anker für Preisstabilität – doch das ist lange her. Die Gold-Initiative verlangt, dass der Goldanteil der SNB jederzeit mindestens 20 Prozent beträgt und dass die SNB in Zukunft keine Goldreserven mehr verkaufen darf. Ausserdem seien künftig sämtliche Goldreserven auf Schweizer Boden aufzubewahren. Tatsache ist: Etwas weniger als ein Drittel der SNB-Goldreserven wird bei Partner-Zentralbanken in Kanada und England gelagert. Diese geografische Diversifikation hat aber durchaus einen sinnvollen Hintergrund: Gerade im Krisenfall kann die SNB auf verschiedenen internationalen Handelsplätzen über ihre Goldreserven verfügen und diese falls nötig rasch verkaufen. Ein solches Szenario ist (zum Glück) sehr unwahrscheinlich – im Notfall jedoch kann diese Möglichkeit jedoch von grossem Wert sein. Unabhängigkeit, Handlungsfreiheit, Glaubwürdigkeit sind drei grosse Stärken der Nationalbank. Warum etwas mit einer Initiative reparieren wollen, was heute gut funktioniert? Die Initiative ist abzulehnen.
Dieter Kläy, Kantonsrat FDP, Winterthur