Dieter Kläy
Dieter Kläy

Zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend

09.08.2024

Zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz und viele Erwachsene entscheiden sich für eine berufliche Grundbildung. Sie ermöglicht den Einstieg in die Arbeitswelt. Die Allgemeinbildung ist ein wichtiger Teil davon. Mit einer Revision sollen die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft antizipiert werden.

Die Allgemeinbildung ist Bestandteil der beruflichen Grundbildungen und orientiert sich an der Erlebniswelt der Lernenden. Sie wird in der Regel in den Berufsfachschulen im Umfang von 120 Lektionen pro Jahr unterrichtet. Zielsetzung ist die Weiterentwicklung von Kompetenzen. Ihr Erwerb soll die Lernenden dazu befähigen, den Zugang zur Arbeitswelt zu finden, darin zu bestehen und sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Mit der Reform soll der Stellenwert des allgemeinbildenden Unterrichts (ABU) in der beruflichen Grundbildung gestärkt werden. Der ABU ist auf den Erwerb von Kompetenzen auszurichten. Umfang und Lernbereiche "Sprache und Kommunikation" sowie "Gesellschaft" sollen bestehen bleiben. Im Lernbereich "Sprache und Kommunikation" soll der Fokus auf die Stärkung der kommunikativen Fähigkeiten in der jeweiligen Landesprache gerichtet werden. Die Unterschiede zwischen den zwei-, drei- und vierjährigen Grundbildungen in Bezug auf die Anforderungen in der Ausbildung und im Qualifikationsverfahren sollen im Rahmenlehrplan aufgezeigt werden.

sgv für Ausnahmeregelung des integrierten ABU

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv begrüsst die Bemühungen, die Verbindlichkeit und die Qualitätssicherung im ABU zu erhöhen. Der sgv fordert aber auch, dass die Ausnahmeregelung, die einen integrierten Unterricht zulässt, auch in Zukunft bestehen bleibt. Die Abschaffung des integrierten ABU zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht zielführend, da sowohl das KV als auch der Detailhandel grundlegende Reformen hinter sich haben und erst kürzlich 2022 bzw. 2023 mit den neuen Ausbildungen begonnen haben. Damit unterstützt der sgv die Stellungnahmen der Trägerschaften Bildung Detailhandel Schweiz (BDS), Bildung Kaufleute Schweiz (BIKAS) sowie der Schweizerischen Konferenz der kaufmännischen Berufsfachschulen (SKKBS). Jetzt geht es erst mal darum, dass die Berufsfachschulen den Methodenwechsel erfolgreich umsetzen und Erfahrungen sammeln. Zudem gibt es keine Evidenz dafür, dass die Absolventinnen und Absolventen eines integrierten ABU weniger Kompetenzen in der Allgemeinbildung erworben haben als Absolventen von Berufen mit separatem ABU. Alternative Umsetzungsformen scheinen die Lernzielerreichung zumindest nicht negativ zu beeinflussen.

Dieter Kläy, Ressortleiter